Sich über die Auswirkungen des Einsatzes von Pestiziden zu informieren, ist nicht nur eine Notwendigkeit, um die richtigen politischen und Konsumentscheidungen zu treffen, sondern auch, um die eigene Gesundheit und die des Umfeldes zu schützen. Auf dieser Seite finden Sie eine Auswahl an Informationen über Pestizide in der Schweiz, die auch gerne geteilt werden dürfen.
Synthetische Pestizide verbreiten sich seit Jahren überall - auch in unserem Körper. Heute können Pestizide und ihre Abbauprodukte in Urin- und Blutproben sowie in den Haaren eindeutig nachgewiesen werden. Es hat sich herausgestellt, dass die Natur mit diesen Abbauprodukten nicht zurechtkommt.
Langzeitstudien haben gezeigt, dass der regelmässige Kontakt mit bestimmten Pestiziden, selbst in sehr geringen Konzentrationen, negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Kinder sind davon besonders stark betroffen. Pestizide können sich negativ auf die Entwicklung des Gehirns von Ungeborenen und die sexuelle Entwicklung von Jugendlichen auswirken.
Kinder nehmen mehr Pestizide auf als Erwachsene, da sie trotz ihrer geringen Körpergröße mehr Nahrung für ihre Entwicklung benötigen. Während der Entwicklung ihrer Organe und in den verschiedenen Wachstumsphasen sind sie besonders anfällig für hormonell aktive Substanzen (endokrine Disruptoren). Endokrine Disruptoren haben nachweislich einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns von Ungeborenen sowie auf die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
In der Schweiz gibt es keine Statistiken darüber, wie viele Landwirt:innen von Krankheiten betroffen sind, die auf den Einsatz synthetischer Pestizide zurückzuführen sind. Ein Bericht der französischen Regierung aus dem Jahr 2018 geht davon aus, dass 100'000 in der Landwirtschaft tätige Personen in Frankreich regelmässig synthetischen Pestiziden ausgesetzt sind. Die Zahl der erkrankten Personen wird mittlerweile auf 10'000 geschätzt. Zwei Drittel von ihnen leiden an der Parkinson-Krankheit und ein Drittel an Blutkrebs (Lymphom, Leukämie).
Verschiedene Studien zeigen die negativen Auswirkungen von Insektiziden und Fungiziden auf Bodenorganismen wie Mykorrhiza (symbiotische Pilze der Pflanzen), wodurch die Phosphoraufnahme negativ beeinflusst wird. Die Behandlung von Saatgut kann Regenwürmer und Bakterien im Wurzelbereich von Pflanzen beeinträchtigen.
Der Einsatz von Pestiziden ist einer der vielen prägenden Faktoren für den vielerorts zu beobachtenden massiven Rückgang der Insektenvielfalt und Population. Im Jahr 2017 kam eine aufsehenerregende Studie in Plos One zu dem Schluss, dass die Zahl der Fluginsekten in rund 60 Naturschutzgebieten in Deutschland innerhalb der letzten 25 Jahre um 75 % zurückgegangen ist.
Insektizide schädigen alle Insekten einschließlich der für die Pflanzen nützlichen Insekten (Bienen, Schmetterlinge und Hemiptera) und Antagonisten, meist auf direktem Weg. Herbizide hingegen reduzieren vor allem die verfügbare Nahrung und verändern den Lebensraum der Insekten.
Die Verringerung der Biomasse von Insekten hat direkte Auswirkungen auf die Vogelpopulationen. In der Schweiz sind die Bestände insektenfressender Vögel in landwirtschaftlichen Gebieten seit den 1990er Jahren um 60 % zurückgegangen.
Die Vielfalt und die Anzahl der Pflanzen ist europaweit zurückgegangen, was unter anderem auf den Einsatz von Herbiziden zurückzuführen ist. Da Pflanzen die Grundlage der Nahrungskette bilden, wirkt sich der Rückgang ihrer Vielfalt, Biomasse und ihres Angebots an Blüten und Samen auch auf andere Organismen aus. Pflanzen bilden die Nahrungsgrundlage für viele Insekten, die wiederum als Nahrung für Vögel dienen.
Mit Pestiziden verseuchte Früchte, Blätter, Pollen und Samen setzen die Tierwelt diesen giftigen Substanzen aus und beeinflussen ihre Fortpflanzung, Entwicklung, Gesundheit und ihr Verhalten.
Die Biodiversität ist für die landwirtschaftliche Produktion von entscheidender Bedeutung. Agroscope schätzt die Kosten des Verlusts der Biodiversität, die durch die Abnahme der Bodenfruchtbarkeit und der Bestäubung entstehen auf 205 bis 479 Millionen CHF pro Jahr.
Die kleinen und mittleren Flüsse in unserem Land sind besonders stark von der Verschmutzung durch synthetische Pestizide aus der Landwirtschaft betroffen. Wie die Analysen der nationalen Beobachtung der Oberflächengewässerqualität (NAWA) aus dem Jahr 2020 zeigen, wurden die ökotoxikologischen Grenzwerte für fast alle untersuchten Pestizide in 28 der 33 bisher untersuchten Flüsse überschritten.
Schlimmer noch: Ein neues Schadstoffmessgerät der EAWAG, das alle 20 Minuten automatisch eine Wasserprobe verarbeiten und analysieren kann zeigt, dass die aktuellen Messungen in unserem Land weit an der Realität vorbeigehen. Oft werden die kurzfristigen Spitzenkonzentrationen systematisch unterschätzt - um das bis zu 170-Fache.
Pflanzenschutzmittel, die in Schweizer Flüssen nachgewiesen werden, stellen ein hohes Risiko für die empfindlichen Tier- und Pflanzenarten dar, die dort leben. Die gemessenen Konzentrationen können ihnen vor allem durch indirekte und subletale Effekte Schaden zufügen.
In Regionen mit intensiver Landwirtschaft sind Metaboliten, also Abbauprodukte von Pestiziden, weit verbreitet und werden im Grundwasser regelmässig in Konzentrationen von über 0,1 μg/l nachgewiesen. Im Mittelland überschreiten sie diesen Wert an mehr als 60% der Messstationen, bei Chlorothalonil sogar an mehr als 80%. Auf nationaler Ebene ist jede dritte Messstation betroffen.
Die Metaboliten der Herbizide Chloridazon, Metolachlor und Dimethachlor beeinträchtigen die Qualität des Grundwassers ebenfalls erheblich. Landesweit sind Metaboliten von Chloridazon in Konzentrationen von mehr als 0,1 μg/l an 14 % der Messstellen und Metolachlor an 6 % der Messstellen vorhanden.
Diese Stoffe beeinträchtigen die Qualität des Grundwassers vor allem im Mittelland erheblich und erfordern umfangreiche und kostspielige Sanierungsinvestitionen.
Future 3 unterstützt Projekte, die die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft erhöhen, indem sie die negativen Auswirkungen auf das Klima, die Umwelt, die Biodiversität und die Gesundheit verringern. Die Reduktion des Einsatzes von Pestiziden steht dabei im Mittelpunkt.